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Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
ÖSTERREICH:
Netzbetreiber: Ökostrom-Abregelung als „notwendiges Übel“
Um Österreichs Übertragungs- und Verteilnetze sicher zu betreiben, könnte es nötig sein, Wind- und PV-Anlagen zeitweilig abzuregeln, hieß es beim Netzserviceforum der E-Wirtschaft.
Die Abregelung österreichischer Ökostromanlagen könnte einige Zeit lang für den sicheren Betrieb der Übertragungs- sowie Verteilnetze
erforderlich sein. Sie wäre aber ein „notwendiges Übel“, betonte Kurt Misak, der Leiter der Abteilung „Versorgungssicherheit
und operative Energiewirtschaft“ des Übertragungsnetzbetreibers Austrian Power Grid (APG) beim „Netzsicherheitsforum“ des
E-Wirtschaftsverbands Oesterreichs Energie am 26. November in Wien. Misak argumentierte sinngemäß, Österreich fördere den
Ausbau von Photovoltaik- und Windkraftanlagen mit erheblichen Mitteln. Daher ergebe es ökonomisch wenig Sinn, die Einspeisung
des von den Anlagen erzeugten Stroms zeitweilig zu unterbinden.
Um den sicheren Netzbetrieb zu gewährleisten, lasse sich dies aber schwerlich vermeiden: Die Windparks sowie der Großteil der PV-Anlagen sind im Osten des österreichischen Bundesgebiets situiert. Dem gegenüber befinden sich die zum Ausgleich ihrer witterungsbedingt schwankenden Stromerzeugung nötigen Pumpspeicherkraftwerke im gebirgigen Westen des Landes. Das Problem: Die Übertragungsleitungen zwischen Ost und West könnten maximal Leistungen von etwa 3.000 bis 3.500 MW aufnehmen. Aber allein die Leistung der derzeit installierten PV-Anlagen belaufe sich auf annähernd den doppelten Wert und steige weiter an, warnte Misak: „Wir verzeichneten in den vergangenen Jahren Zuwachsraten von bis zu 200 MW pro Monat. Das entspricht einem großen Donaukraftwerk.“
Es sei daher auch dringend notwendig, die Übertragungsnetze erheblich auszubauen und zu verstärken. Dafür gibt es laut Misak einen weiteren Grund: die zunehmenden Stromtransite aus dem Nordwesten Europas in den Südosten des Kontinents. In Nordwesteuropa würden die Kapazitäten zur Erzeugung von Strom mittels erneuerbarer Energien massiv ausgebaut. Im Südosten sei dagegen auf absehbare Zeit mit Erzeugungsdefiziten zu rechnen: „Wir rechnen deshalb mit einer steigenden Dynamik im internationalen Stromaustausch.“
Netzreserve unverzichtbar
Unverzichtbar ist aus diesen Gründen bis auf Weiteres ferner die sogenannte „Netzreserve“ an hochflexiblen, mit Erdgas befeuerten Kraft-Wärme-Kopplungen, konstatierte Misak. Wie anlässlich des Kongresses von Oesterreichs Energie Mitte September berichtet, hat die APG bis einschließlich 30. September 2025 rund 2.200 MW für die Netzreserve unter Vertrag. Weil die beihilfenrechtlichen Grundlagen der EU für ihre Beschaffung im kommenden Jahr auslaufen, verhandeln Österreichs Energieministerium und die APG mit der EU-Kommission über die Neugestaltung der Ausschreibungsmodalitäten. Eingebunden ist auch die Regulierungsbehörde E-Control. Dem Vernehmen nach verlaufen die Gespräche konstruktiv. Grundsätzlich gilt die Weiterführung der Netzreserve bis etwa 2030 daher als sicher.
Dennoch ist eine einfache Lösung der insgesamt angespannten Lage hinsichtlich des Netzbetriebs Misak zufolge nicht absehbar: „Nur Gesamtsystembetrachtung und effektives Zusammenspiel aller Player kann ein erneuerbares und sicheres Energiesystem ermöglichen.“
Finanzierung sichern
Ähnlich argumentierte Franz Strempfl, der Spartensprecher Netze von Oesterreichs Energie und Geschäftsführer der Energienetze Steiermark: „Wer ja sagt zu Ökostrom, muss auch ja sagen zum Netzausbau.“ Einmal mehr forderte er, die Genehmigungsverfahren für neue Leitungen zu beschleunigen und effizienter zu gestalten. Angesichts der tendenziell steigenden Netzkosten für die Kunden ist es laut Strempfl weiters notwendig, die Struktur der Netztarife neu zu gestalten: „Der Kostenbeitrag der Kunden muss im Ausmaß der Inanspruchnahme der Netze erfolgen. Dies manifestiert sich durch die erworbene Leistung jedes Kunden.“ Folglich gelte es, die von den Kunden in Anspruch genommene Leistung angemessen zu bepreisen.
Strempfl erinnerte daran, dass Österreichs Verteilnetzbetreiber bis 2030 rund 28 Milliarden Euro in ihre Infrastrukturen investieren müssen. Etwa die Hälfte davon sind Aufwendungen zur Integration der erneuerbaren Energien. Es liege an der für die Festlegung der Netztarife zuständigen E-Control, zu gewährleisten, dass diese Investitionen tatsächlich möglich sind. „Die Werthaltigkeit der Netze muss sichergestellt werden“, resümierte Strempfl.
Um den sicheren Netzbetrieb zu gewährleisten, lasse sich dies aber schwerlich vermeiden: Die Windparks sowie der Großteil der PV-Anlagen sind im Osten des österreichischen Bundesgebiets situiert. Dem gegenüber befinden sich die zum Ausgleich ihrer witterungsbedingt schwankenden Stromerzeugung nötigen Pumpspeicherkraftwerke im gebirgigen Westen des Landes. Das Problem: Die Übertragungsleitungen zwischen Ost und West könnten maximal Leistungen von etwa 3.000 bis 3.500 MW aufnehmen. Aber allein die Leistung der derzeit installierten PV-Anlagen belaufe sich auf annähernd den doppelten Wert und steige weiter an, warnte Misak: „Wir verzeichneten in den vergangenen Jahren Zuwachsraten von bis zu 200 MW pro Monat. Das entspricht einem großen Donaukraftwerk.“
Es sei daher auch dringend notwendig, die Übertragungsnetze erheblich auszubauen und zu verstärken. Dafür gibt es laut Misak einen weiteren Grund: die zunehmenden Stromtransite aus dem Nordwesten Europas in den Südosten des Kontinents. In Nordwesteuropa würden die Kapazitäten zur Erzeugung von Strom mittels erneuerbarer Energien massiv ausgebaut. Im Südosten sei dagegen auf absehbare Zeit mit Erzeugungsdefiziten zu rechnen: „Wir rechnen deshalb mit einer steigenden Dynamik im internationalen Stromaustausch.“
Netzreserve unverzichtbar
Unverzichtbar ist aus diesen Gründen bis auf Weiteres ferner die sogenannte „Netzreserve“ an hochflexiblen, mit Erdgas befeuerten Kraft-Wärme-Kopplungen, konstatierte Misak. Wie anlässlich des Kongresses von Oesterreichs Energie Mitte September berichtet, hat die APG bis einschließlich 30. September 2025 rund 2.200 MW für die Netzreserve unter Vertrag. Weil die beihilfenrechtlichen Grundlagen der EU für ihre Beschaffung im kommenden Jahr auslaufen, verhandeln Österreichs Energieministerium und die APG mit der EU-Kommission über die Neugestaltung der Ausschreibungsmodalitäten. Eingebunden ist auch die Regulierungsbehörde E-Control. Dem Vernehmen nach verlaufen die Gespräche konstruktiv. Grundsätzlich gilt die Weiterführung der Netzreserve bis etwa 2030 daher als sicher.
Dennoch ist eine einfache Lösung der insgesamt angespannten Lage hinsichtlich des Netzbetriebs Misak zufolge nicht absehbar: „Nur Gesamtsystembetrachtung und effektives Zusammenspiel aller Player kann ein erneuerbares und sicheres Energiesystem ermöglichen.“
Finanzierung sichern
Ähnlich argumentierte Franz Strempfl, der Spartensprecher Netze von Oesterreichs Energie und Geschäftsführer der Energienetze Steiermark: „Wer ja sagt zu Ökostrom, muss auch ja sagen zum Netzausbau.“ Einmal mehr forderte er, die Genehmigungsverfahren für neue Leitungen zu beschleunigen und effizienter zu gestalten. Angesichts der tendenziell steigenden Netzkosten für die Kunden ist es laut Strempfl weiters notwendig, die Struktur der Netztarife neu zu gestalten: „Der Kostenbeitrag der Kunden muss im Ausmaß der Inanspruchnahme der Netze erfolgen. Dies manifestiert sich durch die erworbene Leistung jedes Kunden.“ Folglich gelte es, die von den Kunden in Anspruch genommene Leistung angemessen zu bepreisen.
Strempfl erinnerte daran, dass Österreichs Verteilnetzbetreiber bis 2030 rund 28 Milliarden Euro in ihre Infrastrukturen investieren müssen. Etwa die Hälfte davon sind Aufwendungen zur Integration der erneuerbaren Energien. Es liege an der für die Festlegung der Netztarife zuständigen E-Control, zu gewährleisten, dass diese Investitionen tatsächlich möglich sind. „Die Werthaltigkeit der Netze muss sichergestellt werden“, resümierte Strempfl.
Klaus Fischer
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Mittwoch, 27.11.2024, 11:21 Uhr
Mittwoch, 27.11.2024, 11:21 Uhr
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